Die Funktion des HDL und der Einfluss der intravenösen Sauerstofftherapie nach Dr. Regelsberger darauf

von | 13. Juni 2013 | Publikationen

HDL-Cholesterin„Das HDL-Cholesterin ist offenbar doch nicht so "gut" wie allseits vermutet. Hohe HDL-Spiegel zeigten sich in einer neuen Studie bei Patienten mit KHK alles andere als vorbeugend. Bis vor Kurzem schien für die Lipidtherapie die einfache Formel zu gelten: Das "böse" LDL-Cholesterin muss runter, das "gute" HDL-Cholesterin muss rauf. …Mehr denn je ist aber fraglich, ob der zweite Teil der Formel überhaupt Gültigkeit hat. Denn die pauschal als "gut" apostrophierten High-Density-Lipoproteine sind in jüngster Zeit ihrem Ruf nicht immer gerecht geworden….Direkte Effekte auf das Endothel konnten in experimentellen Studien gezeigt werden, so dass HDL vasoprotektive (blutgefäßschützend) Eigenschaften besitzen und atherosklerotischen Ablagerungen in Gefäßen entgegenwirken. Als mögliche Mechanismen wurden unter anderem direkte Effekte der HDL auf das Gefäßendothel (dem Blut zugewandte Schicht der Blutgefäße) ausgemacht. Danach stimulieren diese Lipoproteine die Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) in Endothelzellen, was wiederum zur Verbesserung der vasomotorischen Funktion (Blutgefäßentspannung und -verengung) beiträgt. Auch regenerative Prozesse (Reparatur) im Endothel werden günstig beeinflusst. HDL besitzen zudem antiinflammatorische (entzündungshemmend) Eigenschaften. Von dieser positiven Seite zeigen sich die HDL aber anscheinend nur bei gesunden Menschen. Bei Patienten mit Diabetes oder Koronarerkrankung zeichnet die neueste Forschung dagegen ein ganz anderes Bild von der HDL-Funktionalität…. Eine mögliche Ursache sehen die Forscher in der verminderten Aktivität des Enzyms Paroxonase-1, das HDL-Cholesterin vor der Lipidoxidation schützt. Infolge der dadurch verstärkten Oxidation von HDL, so die Hypothese, verändern sich deren funktionelle Eigenschaften. Nach dieser Hypothese wäre eine nur quantitative Anhebung der HDL-Cholesterins, bei der die gestörte Funktionalität außer Acht bleibt, als Strategie in der Sekundärprävention (Maßnahme nach einem bereits eingetretenem Schaden) möglicherweise wirkungslos oder sogar kontraproduktiv.http://eurheartj.oxfordjournals.org/content/early/2013/05/21/eurheartj.eht163.abstractDie Daten für diese retrospektive Studie stammen von 1548 konsekutiven KHK-Patienten, die zwischen 2004 und 2009 einer elektiven koronaren Bypass-Operation (zu einem frei gewählten Zeitpunkt durchgeführte Operation der Herzkranzgefäße) unterzogen worden sind. Auf Basis der präoperativen HDL-Werte wurden sie zwei Gruppen mit hohen HDL-Werten (Gruppe A) oder niedrigen HDL-Werten (Gruppe B) zugeteilt… Signifikant unterschiedlich war einzig die Höhe der HDL- Spiegel. (52,6 mg/dl in Gruppe A versus 34,6 mg/dl in Gruppe B) und damit verbunden auch die der Triglyzerid-Spiegel (132 mg/dl versus 188 mg/dl). Mehr Ereignisse bei hohen HDL!  Nachbeobachtet wurde im Schnitt über 32 Monate. Höhere HDL-Spiegel erwiesen sich in dieser Zeit nicht als protektiv. In Gruppe A waren am Ende 44 Todesfälle (8,8 Prozent) zu verzeichnen, im Vergleich zu 36 Todesfällen (7,2 Prozent) in Gruppe B – numerisch ein Vorteil zugunsten der Gruppe mit niedrigen HDL-Spiegeln… Fazit der Autoren: Höhere HDL-Spiegel waren bei KHK-Patienten nach Bypass-Operation mit keiner Reduktion des Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert. Eine mögliche Erklärung könne sein, dass die normale Funktion des HDL-Cholesterin in dieser klinischen Situation eingeschränkt ist.“ Quelle ÄrzteZeitung 13.06.13, von Peter Overbeck.Nun möchte ich dazu ergänzen, dass die intravenöse Sauerstofftherapie nach Dr. Regelsberger in einer Pilotstudie im Originaltext von Frau Dr. Kopprasch der Uni Dresden aus dem Jahre 2005 an 45 Patienten gezeigt hat, dass der durchschnittliche Ausgangswert der PON-1 (Paraoxonase-1-Aktivität) gleich 100 Prozent gesetzt, sich nach 9 Anwendungen auf durchschnittlich 138% erhöhte und bei Fortführung der Therapie als Serie, sich die Werte um 120% einpendelten. Die interindividuellen Unterschiede der Aktivitätssteigerung sind vermutlich auf Mutationen der Paraoxonase zurückzuführen. Aus dem Verlauf der durchschnittlichen Aktivitäten ließe sich ableiten, dass eine Anfangskur der intravenösen Sauerstofftherapie von 9 Sitzungen als Serie in möglichst täglicher Anwendung, dann mit einer Anwendung/Woche im Sinne der Aufrechterhaltung dieser Paraoxonase-Aktivitätssteigerung, erfolgversprechender als eine Fortführung der Behandlungsserie wäre.  Die Bedeutung der Paraoxonase  findet sich auch explizit bei der Retinopathie und stellt somit noch einmal heraus, wie die intravenöse Sauerstofftherapie hier regulierenden Einfluss nehmen kann. Außerdem wäre nach der These obiger Autoren der HDL-C-Studie zu erwarten, dass nach der intravenösen Sauerstofftherapie weniger oxidiertes HDL und LDL vorliegt und die Schutzfunktion des HDL wieder reaktiviert würde. Zu bedenken ist auch, dass das LDL aus kleinen und weniger kleinen Partikeln bestehen kann, somit Phänotyp B und A. B ist leichter oxidierbar und somit gefährlicher. Dieses sollte bei der LDL-Bewertung genauer untersucht und bei der Risikobewertung berücksichtigt werden.  Nicht zu vergessen ist, dass auch Lebensstil , Umweltgifte , das individuelle Entgiftungssystem und die Versorgung mit Antioxidantien und EPA aus der Nahrung ebenfalls Einfluss auf die Oxidationsrate der Cholesterine und Fette haben.  Die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Gefäßverschlusses am Herzen lässt sich auch mit der Lp-PLA2 als Marker für die Gefäßentzündung und Plaquestabilität abschätzen. In USA ist dieser Test diesbezüglich bereits als Screeningverfahren anerkannt.http://www.ganzimmun.de/seiten/test.php?test_id=1558  Auch sei an dieser Stelle noch einmal an die Bedeutung der Chelattherapie im Zusammenhang mit einer Multivitaminversorgung erinnert, die in einer Multicenterstudie in USA und Kanada über fünf Jahre im Hinblick auf neue Ereignisse wie Herz- oder Hirninfarkt untersucht wurde.

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