Zusammenfassung des Vortrags „Warnzeichen Vergesslichkeit“

von | 10. Januar 2013 | Publikationen

Inhaltlich ging es um die Entstehung der Vergesslichkeit, um Möglichkeiten dieses zu verhindern oder aufzuschieben und der Vortrag richtete sich natürlich mehr an die Angehörigen oder die gefährdeten Personen und nicht so sehr an die bereits nachhaltig erkrankten Patienten. Dennoch waren auch diese herzlich willkommen, denn mitunter bewirkt ja die Aussage des Arztes, dass etwas eher angenommen wird, als wenn die Angehörigen so etwas sagen.
Ursachen gelegentlch auftretender Vergesslichkeit können Stress und Sorgen oder Ablenkung vom Wesentlichen, Schlafmangel oder einfach nur zu wenig Flüssigkeit oder falsche Ernährung sein. Mitunter aber entwickeln sich auch Erkrankungen wie Depression, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Elektolytschwankungen, Insulinresistenzen, Schilddrüsenfehlfunktionen oder es treten Neben- bzw. Wechselwirkungen von Medikamenten ein, die zu Vergesslichkeitssymptomen oder aber auch Verwirrtheit führen. In meinen Vorträgen erlebe ich mitunter, dass zwar alles verstanden wird, es kann dann aber nur begrenzt wiedergegeben werden, weil die Taktfrequenz des Gehirns diese Information nicht in der geforderten Geschwindigkeit abspeichern kann, denn es kommen im Fortgang des Vortrags schon wieder neue Informationen. Bei einem Menschen mit verminderter Hirnfunktion muss also alles etwas langsamer und anschaulicher ablaufen, als bei gesunden Menschen. Diese Problematik zeigt sich allerdings auch schon bei jüngeren Menschen und kann Ursache einer Lernblockade sein. In unserer heutigen Welt der Reizüberflutung und einer Ernährung, die Omega-6-Fettsäure-lastig und reich an Ersatzstoffen ist, tritt dann so eine Verzögerung der Taktfrequenz  leicht und häufig auf. Das ist wie mit einem PC, bei dem zu viele Arbeitsprozesse offen sind, wodurch der Arbeitsspeicher oder der Prozessor überlastet sind. So etwas können wir mit einfachen Tests reproduzierbar überprüfen; dass kann die Sprechstundenhilfe in einem ruhigen Raum mit Ihnen innerhalb von 20 Minuten herausfinden. Auch die Versorgung mit Fettsäuren läßt sich als Fettsäurestatus mit wenigen Tropfen Blut erfassen. Die Bestimmung von 28 Fettsäuren aus der Wand der roten Blutkörperchen gibt einen Mittelwert der letzten vier Wochen wieder, so dass die Momentaufnahme mit der Entschuldigung durch eine gestrige Mahlzeit, in den Hintergrund tritt; Kostenpunkt 65,-€-Laborkosten. Oxidativer Stress mit vermehrten Eiweißablagerungen im Gehirn, mit eingeschränkter Durchblutung, mit verminderter DHA (Docohexaensäure, daraus bestehen 60% der Hirntrockenmasse), mit eingeschränkter Insulinsensitivät sind die hier am ehesten zu beeinflussenden Stellgrößen. Aber es gilt auch, "use it or loose it". Wer sein Gehirn nicht fordert, lässt es verkümmern. Es geht  speziell um das Kurzzeitgedächtnis, das man in Gesellschaftsspielen, Sportgruppen, die motorische mit kognitiven Leistungen verbinden, aber auch in der täglichen Zeitungslektüre mit anschließender Diskussion über das Gelesene, Trainingsbuch wie der Almanach, trainieren kann. Selbsthilfegruppen halten online kostenlose Tipps und Tricks bereit, entsprechende Flyer liegen in meiner Praxis zur kostenlosen Mitnahme bereit und werden auch nachbestückt. Wer durch Training (Gehirnjogging) über eine solche Kompensationsbreite des Gehirns verfügt, kommt erst später in so eine Situation, wie dass der Schlüssel verloren bzw. dass der Herd nicht ausgeschaltet wird oder dass man sein Auto nicht wiederfindet oder einen Kontrollzwang entwickelt. Diese Menschen bleiben daher auch länger alleinverantwortlich und erleben damit länger eine Privatsphäre, die nicht durch Pflegepersonal, das auch in das 30 cm Hohheitsgebiet eines jeden Menschen eindringt, verletzt wird.
Von den Kosten der Pflegesituation sei mal ganz zu schweigen, da muss jeder zubezahlen und die Kaufkraft der Rente wird auch nicht besser. Erste nachweisbare altersabhängige Einschränkungen lassen sich durchaus bereits ab dem 55. Geburtstag aufzeigen. Dieses gilt insbesondere für Menschen, die stark oxidativem Stress (Lösungsmittel, Feinstaub, Elektrosmog, Konservierungsmittel, hohe Blutzuckerspiegel, gesunde Öle ohne entsprechene antioxidative Versorgung etc.) ausgesetzt sind oder überwiegend wiederkehrende Arbeitsschritte erledigen müssen, Schlafmangel und Schichtarbeit leisten, sich weniger gesund ernähren und sich durch eingeschränkte Freizeitgestaltung auch weniger einem Hirntrainig stellen."Ich bin jetzt schon so alt, da muss ich das nicht mehr lernen", sind so Sätze, die dann gerne angebracht werden. Klassische Medikamente gegen Demenz, sogenannte Antidementiva, haben Wechselwirkungen mit Medikamenten wie Inkontinenz-Medikamenten, Schlafmitteln, Antidepressiva, Magensäurehemmern oder Gingkopräparaten. Hier macht es Sinn den Medikamentenbestand zu katalogisieren und den Patienten ggf. beim Arztbesuch zu begleiten. Die gelbe Liste, die jedem Arzt kostenlos für seinen PC zur Verfügung gestellt wird, kann solche Wechselwirkungen schnell aufzeigen.
Wenn Sie sich bei mir mit der Fragestellung einer Beeinflussbarkeit der Gedächtnisstörung vorstellen würden, würde Sie Folgendes erwarten:
Datenerfassung inklusive Krankengeschichte, Blutdruckmessung
Psychometrische orientierende Tests zur Erfassung der tatsächlichen Hirnfunktion und der Suche nach depressiver Verstimmung
Arztgespräch und erste Statuserhebung sowie Besprechung des Procedere, das könnte Folgendes beinhalten:
Alles gut, Sie empfinden das nur subjektiv, für solche Situationen sollten Bewältigungsstrategien entwickelt werden.
Hier zeigt sich eine Auffälligkeit in….
Daher sollten wir nach Ursachen suchen. Das geht zum einen durch Befragung und auch durch Erstellung eines Ernährungsprotokolls über ein bis zwei Wochen, das wir dann mit der Software der DGE, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, auswerten. So ein Protokoll besteht überwiegend aus einer Strichliste, ausgefallene Lebensmittel müssen handschriftlich ergänzt werden. Dem folgt dann die Besprechung und Schulung zur Ernährungsoptimierung. Oft hat allein schon das Führen des Protokolls zu erheblichen AHA-Effekten geführt.Bedenken Sie: "Was Sie dreimal täglich machen, bestimmt Ihre Gesundheit, was Sie dreimal monatlich machen, das, worüber Sie später reden!"
Eine Laboruntersuchung kann aufzeigen, dass Sie trotz einer eigentlich gesunden Ernährung, dennoch Defizite haben, denn zum einen kommt nicht alles, was Sie essen auch im Blut an, zum anderen kann ein erhöhter Verbrauch vorliegen. Neben der schon weiter oben erwähnten Fettsäureanalyse interessiert mich der Elektrolytstatus sowohl im Serum, als auch in der Vollblutmineralanalyse, der Aminosäurestatus, das lipidkorrigierte Coenzym Q10, die antioxidative Kapazität sowie die tatsächlichen momentanen Schäden an der Zellwand (Lipidperoxidation) und im Zellkern (8-OH-Guanosin), ob Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Histaminintoleranzen vorliegen, wie die gesunde Darmflora aussieht, ob Einschränkungen der Verdauung vorliegen (exokrine Pancreasschwäche, Leaky gut Syndrom, Sensibilisierung auf Klebereiweiß wie Gluten, Gliadin), ob Enzündungen im Darm sind oder wie die Schleimhautimmunität aufgestellt ist, denn Schwächen in diesem System können die Blut-Hirn-Schranke angreifen und dadurch die Hirnfunktion beeinträchtigen. Da das Gehirn sich aber vorwiegend von Zucker ernährt, will ich die Blutzuckerwerte aktuell, als Langzeitwert und auch die Menge des dafür benötigten Insulins wissen, weil das Ausssagen über eine Insulinresistenz ermöglicht, die man therapieren kann.
Starke Blutdruckschwankungen sind ebenfalls ursächlich für Hirnleistungsfunktionseinschränkungen. Das finde ich mit einer 24StundenLangzeitblutdruckmessung heraus, aber auch durch das Pulsfühlen sowie die  Messung der Pulswellengeschwindigkeit bei der Ermittlung des Knöchel-Arm-Indexes. Fallen Herzrhythmusstörungen auf, ist ein EKG fällig.
Da es sich ja, wie bereits oben erwähnt, um eine Fehlfunktion der Mitochondrien (Mitochondriopathie, Mitochondriendysfunktion) handelt, sollten zunächst alle heilungsbehindernden Mängel, Krankheiten, Fehlernährungen, Verhaltensweisen korrigiert werden, bevor eine Symptomtherapie der Hirnfunktion gestartet wird, denn diese wirkt nur für ca. sechs Monate und hat einen recht umfangreichen Beipackzettel.
Ein Interview mit der TAZ Bremen aktuell"Nicht unbedingt Demenz.".

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