Ihr Hausarzt, äußert sich zu EHEC

von | 28. Mai 2011 | Publikationen

Folgender Artikel beantwortet eigentlich alle wichtigen Fragen, ergänzend dazu  schreibe ich im Anschluss, siehe unten!
Springermedizin, Newsletter Allgemeinmedizin vom 25.05.11 zitiert die Ärztezeitung:
„Die Häufung von Infektionen mit Enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) erregt derzeit Aufsehen. Infektionen werden in den USA und Europa seit Anfang der 80er Jahre registriert. Experten diskutieren, inwieweit eine nicht artgerechte Fütterung von Wiederkäuern das EHEC-Risiko mehrt.
Seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 werden dem Robert Koch-Institut jährlich zwischen 800 und 1200 EHEC-Infektionen gemeldet. Die tatsächlichen Raten dürften deutlich höher liegen, da sonst gesunde Menschen häufig überhaupt keine Symptome haben oder nur einige Tage unblutigen Durchfall, der dann mikrobiologisch nicht abgeklärt wird.
Für den Menschen bedeutsamstes EHEC-Reservoir sind wiederkäuende Haustiere wie Rinder, Ziegen und Schafe. Menschen infizieren sich fäkal-oral vorwiegend über den Kot infizierter Tiere, wobei weniger als hundert Zellen des Erregers schon ausreichen. Die Ansteckung geschieht beim direkten Kontakt mit den infizierten Tieren, etwa im Streichelzoo oder bei Ferien auf dem Bauernhof, oder aber durch Verzehr ungekochter Speisen: auf Viehweiden gesammeltes Fallobst; mit Rindermist gedüngtes Gemüse; Fleisch, das während der Schlachtung mit Kotspuren verunreinigt wurde; Rohmilch und deren Produkte.
Jeder zweite Rinderbestand in Deutschland ist EHEC-infiziert
Literaturangaben zufolge sind in Deutschland über 50 Prozent der Rinderbestände EHEC-infiziert, was für die Tiere üblicherweise folgenlos bleibt. Kritiker einer Hochleistungslandwirtschaft sehen die Ursache der hohen Durchseuchung von Nutztieren mit EHEC vor allem in einer nicht artgerechten Fütterung. So ändere sich bei den Tieren, die von Natur aus eigentlich Gras und Heu fressen, durch die stärkereiche Getreidefütterung das Darmmilieu. Das wiederum begünstige die Besiedelung mit humanpathogenen EHEC.
Im Detail fällt der Theorie zufolge durch eine solche artwidrige Getreidefütterung der pH-Wert im Verdauungstrakt der Wiederkäuer ab, was für die säureresistenten Keime einen Selektionsvorteil bedeutet. So überleben sie auch leichter den Säureschock, wenn sie in den Magen von Menschen gelangen.
Zitiert wird dazu vor allem eine in der Zeitschrift „Science“ veröffentlichte Arbeit an der Cornell-Universität im US-Bundesstaat New York. Die Forscher hatten nachgewiesen: Schon wenige Tage, nachdem von getreidehaltigem Kraftfutter auf artgerechtes Raufutter (Heu) umgestellt wurde, sinkt die EHEC-Menge im Rinderkot erheblich (Science 1998; 281: 1666). Allerdings haben andere Wissenschaftlergruppen diese Arbeit in Zweifel gezogen.
EHEC-Schutz beim Kochen, im Haushalt und im Streichelzoo
48 Millionen Menschen weltweit infizieren sich jedes Jahr über Lebensmittel mit Krankheitserregern wie EHEC. Hygiene ist daher bei der Zubereitung von Mahlzeiten ein wichtiges Gebot: Das gilt einerseits für die Hände, andererseits für die Speisen, egal ob für Fleisch, Obst oder Gemüse. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin und die U.S. Food and DrugAdministration geben Empfehlungen zur Prävention:
Vor der Zubereitung frischer Produkte die Hände 20 Sekunden mit warmem Wasser und Seife waschen
Das Nahrungsmittel unter fließendem Wasser abreiben, eventuell eine spezielle Gemüsebürste benutzen. Seife ist aber nicht nötig
Obst oder Gemüse auch vor dem Schälen waschen, damit Keime nicht an Messer oder Hände gelangen
Mit einem Küchentuch aus Papier abtrocknen, um die Keimzahl weiter zu verringern
Die äußeren Blätter von Kohl oder Kopfsalat wegwerfen
• Rohes Fleisch getrennt von anderen Lebensmitteln lagern und zubereiten, auch beim Grillen
Flächen und Gegenstände nach Kontakt mit Fleisch, dessen Verpackung oder Tauwasser gut reinigen
Lappen und Handtücher danach wechseln und bei 60° C waschen
Menschen aus Risikogruppen sollten auf Zwiebelmettwurst, Teewurst, Braunschweiger und Rohmilchkäse verzichten
Kochen, Braten und Pasteurisieren (70°C für zwei Minuten im Kern des Lebensmittels) tötet EHEC ab
Gegen saures Milieu, Kälte (auch in der Gefriertruhe), Austrocknen oder Salz sind EHEC unempfindlich.
Kinder im Streichelzoo oder auf dem Bauernhof beaufsichtigen. Essen und Trinken sollten die Kleinen außerhalb der Gehege
Auch im Haushalt und vor allem beim Toilettenbesuch ist Händehygiene wichtig.“
 Wenn also tatsächlich jeder zweite Bestand an Nutzvieh mit pathogenen Keimen befallen ist, dann sollte vor Ausbringung der Gülle/Mistladungen getestet werden, ob diese Charge befallen ist. Wenn ja, dann gehört sie in eine Biogasanlage oder in die Verbrennung, wenn nein dann darf gedüngt werden.
Wenn der Zusammenhang zwischen stärkehaltiger Fütterung  gegenüber der Raufutterfütterung stimmt, dann sollte auch das per Gesetz umgestellt werden.
Auch bei uns Menschen stelle ich bei Stuhluntersuchungen immer häufiger eine Sensibilisierung auf Klebereiweiß fest, wenn eine gluten-getreide-lastige Ernährungsweise vorliegt. Damit verbunden sind oft Fehlbesiedlungen im Darm, Entzündungen, die die Darmwand durchlässiger werden lassen (leaky gut syndrom) und zum Auftreten von Darminfektionen und auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten beitragen. Durch diese Veränderungen wird die Nahrung dann oft auch nicht richtig aufgeschlüsselt oder Vitalstoffe, die zwar in der Nahrung sind, werden aber nicht resorbiert, finden sich also in der Blutbahn nicht wieder. Das legt dann wieder die Grundlage für weitere schleichend sich entwickelnde und zunächst nur als Befindlichkeitsstörung wahrgenommene Erkrankungen.
Wenn die Tiere befallen sind, dann sollten sie auch später nicht für den Verzehr freigegeben werden dürfen. Ställe müssten komplett desinfiziert werden, so wie es ja auch bei der Schweinepest und Geflügelerkrankungen der Fall ist.
Wenn wir also bei einer gesunden Darmflora, gesunder Ernährungsweise unter Umständen allenfalls einige Tage einen breiigen Stuhlgang haben, so liegt ein Großteil der Verantwortung für unsere Widerstandsfähigkeit bei uns.
Das bedeutet aber auch, dass wir uns um den Darm, die Wurzel der Pflanze Mensch, kümmern müssen. Dazu sollten wir uns artgerecht ernähren, also möglichst natürlich und ohne Konservierungsmittel (etwas, das konserviert, kommt einem Antibiotikum gleich), mit einem hohen Gemüseanteil, damit die gesunde Darmflora, die Bifidobakterien, sich gut vermehren und die für die Ernährung der Darmschleimhaut notwendigen  kurzkettigen Fettsäuren, die Butyrate, bilden können. Auch müssen die gesunden Ecoli-Bakterien in unserm Dünndarm stark sein, denn die bilden zum einen eine Gegenpartei zu der Gruppe der eher krankmachenden Ecoli-Biovare –Stämme und es gilt der Leitspruch, dass es ohne gesunde Ecoli- auch keine starke Bifidobakterienkultur im Darm geben kann.
Der Darm ist, bildlich gesprochen, ein Tunnel, der durch unseren Körper geht, vom Mund zum After. Durch seine vielen kleinen Oberflächenausstülpungen, wie bei einem Microfleecetuch, hat er eine Oberfläche von ca. 400qm, im Vergleich dazu die Lunge 80 qm und die Haut ca. 1,8 qm. 60 % des Immunsystems ist im Darm zu Hause. Diese Angabe nur einmal, um Ihnen die Bedeutung dieses Organs zu vermitteln.
Was ist also nun der abschließende Rat für die nächsten Tage ?
Beherzigen Sie die Hygieneratschläge, essen Sie weiterhin gesundes Gemüse, bedenken Sie, dass auch Ihre Haustiere, die über gedüngte Äcker laufen oder im Kuhstall waren und diese Keime an den Pfoten, im Fell und auch auf der Zunge haben, diese Keime mit nach Hause bringen.  Damit tragen sie die Keime aber auch auf ihr Sofa, den Stuhl oder wo auch immer die sich hinsetzen.
Wenn also Ihre Tiere Durchfall haben, sollten Sie genauso wie bei sich den Stuhl auf pathogene Keime untersuchen lassen. Dabei müssen Sie die EHEC-Untersuchung gesondert angeben, denn standardmäßig wird danach gar nicht geschaut. Das wird den Arzt vielleicht nicht erfreuen, da ja erfahrungsgemäß die meisten Durchfälle sich selbst limitieren, wenn Sie aber dieses Problem ergründen wollen, kommen Sie um diese Untersuchung nicht herum. Für Ihr soziales Umfeld wäre diese Untersuchung schon sinnvoll, da Sie auch als nicht erkrankter Träger dieser Keime als chronischer Überträger wirken. So sind meiner Meinung nach auch die Keime auf die Gurken gekommen. Da hat ein nicht erkrankter Überträger die Hygienevorschriften nicht beachtet und mit seinen „von Wisch-zu-Tisch-Fingern“ (Fäkal-oral) die Gurken angefasst oder es war eine Fliege, die sich die Bakterienlast auf irgendeinem Verdauungsprodukt aufgeladen hat.
Lernen Sie gesund zu bleiben, alles Gute, Ihr Dr. Dirk Wiechert
 

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