Zeckenbiss – was nun ? Borreliose oder FSME ? Erythema migrans, die Wanderröte oder doch nur allergisch oder ein Erysipel, Wundrose ?

von | 30. August 2007 | Publikationen

Die Zecke hatte sich in den letzten Jahren durch die milden Winter stärker vermehren können, als sonst, da es dadurch einen dritten Vermehrungszyklus pro Jahr gab. In diesem Jahr scheint es aufgrund des langen Winters etwas weniger Zecken zu geben, wenn ich meine Katze als Verlaufsparameter nehme.
Eine Zecke steigt aus dem Gras oder Unterholz im Vorbeigehen auf den Wirt um und wandert dann an eine Stelle, wo es für einen Biss besonders angenehm ist. Meistens sind das Stellen mit dünner Haut und einem oberflächennahem Blutgefäß. Zecken können aber auch mit einem Taxi (Haustier) ins Haus kommen und auf dem Sofa oder sonst wo auf einen neuen Wirt warten.  Unter diesem Link finden Sie interessante Filme zum Thema Zecken. Wenngleich er sich vornehmlich an Haustierbesitzer wendet, ist er doch sehr informativ. So können auch Menschen befallen werden, die wir als Stubenhocker oder Naturfeinde bezeichnen würden.
Die Borreliose wird über Zecken übertragen. Das Infektionsrisiko steigt mit der Dauer, die die Zecke saugt und ist unter 6 Stunden absolut und unter 24 Stunden relativ ungefährlich, daher sollte die Zecke sofort entfernt werden. Bei der FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) erfolgt die Infektion bereits mit dem Biss.
Neue Erkenntnisse belegen, dass die Borrelien noch etwa 4 Tage nach dem Biss in den kleinen Blutgefäßen unter der Bissstelle verharren, bevor sie sich auf die Reise durch den Körper begeben. Hier besteht nun die Chance sie durch das Auftrgane eines antibiotischen Gels zu erwischen und abzutöten. Das wird zur Zeit in einer Phase-III-Studie getestet.
  Wenn Sie einen frischen Zeckenbiss haben, sollten Sie zunächst diesem Link folgen !
 Die Borrelien gehören zu den Bakterien und sind antibiotisch behandelbar. Bisher gibt es keine Resistenzen dieser Bakterien gegenüber bisher sensiblen Antibiotika.
Die Erkrankung verläuft in mehreren Stadien. Richtungsweisend, aber nicht zwingend auftretend ist die Wanderröte, die sich zentrifugal ausbreitend, schießscheibenartig darstellt. Das muss nicht um die Bissstelle passieren. Diese Rötung tritt aber frühestens am siebten Tag nach dem Zeckenbiss auf. Diese Erscheinung geht von alleine wieder weg, die Infektion schwelt aber im Körper weiter. Auch können grippeähnliche Symptome oder von einem Gelenk zum anderen springende Schmerzen auftreten; letztendlich ist die Erkrankung ein Chamälion und kann viele Erkrankungen imitieren, man muss bei nicht eindeutiger Diagnose daran denken und laborchemisch nachschauen. Erwähnen Sie es im Zweifel beim nächsten Sprechstundentermin, bedenken Sie, dass diese Wanderröte auch nur in der Hälfte der Fälle auftritt.
An der Bissstelle kann es wie bei einem Mückenstich jucken und etwas gerötet sein, dass ist sicherlich normal, wenn sich die Stelle aber weiter ausdehnt und sich überwärmt, dann sind vielleicht Bakterien der Haut unter selbige gelangt und lösen eine Wundrose aus, diese sollten Sie umgehend einem Arzt vorstellen.
Beides wird mit Antibiotika behandelt. Wenn Antikörper gegen die Borrelien gebildet wurden, bleiben diese über Jahre auffällig hoch und sind nach einer Antibiotikatherapie nicht als Verlaufsparameter für eine erfolgreiche Antibiose nutzbar, bei der man ja ansonsten einen Abfall der Antikörpertiter erwarten würde. Ist aber ein Titer da und es wurde noch nicht antibiotisch behandelt, sollte man dieses tun. Der Nachweis der DNA mit PCR gilt nicht als Aktivitätsnachweis der Borreliose. 
Zitat:
Neueste Forschungsergebnisse belegen aber, dass eine Quantifizierung bakterieller messenger-RNA (mRNA) sowie ribosomaler RNA (rRNA) hier Aufschluss gibt. 
Autor: Dr. Christine Starostzik Quelle: springermedizin.de basierend auf: Xin Li et al. Burden and viability of Borrelia burgdorferi in skin of joints, of patients with erythema migrans of lyme arthritis. Arthritis & Rheumatism 2011 DOI: 10.1002/art.30384)
Gegen die Borrelien gibt es in Europa keine Impfung, wohl aber gegen die Frühsommermeningoenzephalitis, FSME.
Im Elbe-Weser-Dreieck gibt es erst zwei dokumentierte Fälle für FSME, südlich der Linie Saarbrücken, Wiesbaden, Biedenkopf, Jena ist die FSME in Deutschland endemisch.
Das gilt auch für Teile Österreichs, der Tschechei, der Slowakei, Ungarns, Rumänien, Polens, Lettland, Litauen und Osteuropa.
Unter der Überschrift Borreliose für Einsteiger fand ich auf der Seite Medical Resarch by Independent Doctors ich eine sehr gute Gegenüberstellung wie die beiden medizinischen Lager die Boreliose Diagnostik und Therapie einschätzen.

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